Meet Up 2016

Meet Up 2016 - Ein Oral-History Projekt

 

Das Jahrzehnt zwischen 1939 und 1949 kann in einigen Grenzräumen Ostmitteleuropas als ein Jahrzehnt der Extreme betrachtet werden, in Anlehnung an den von Eric Hobsbawm geprägten Begriff des Jahrhunderts der Extreme. Es zeichnete sich durch eine hohe Gewaltbereitschaft und -ausübung verschiedener Akteure aus. Innerhalb dieser Zeitspanne führten sowjetische und deutsche Besatzer während des Zweiten Weltkrieges unter anderem in den heute polnischen, westukrainischen und rumänischen Grenzregionen Galizien, Wolhynien wie auch der Bukowina ethnische Säuberungen, Zwangsmigrationen sowie die Vertreibung lokaler Gemeinschaften durch.

 

Das wesentliche Ziel des Meet-Up-Projektes Ukraine 2016 war es, in Ergänzung zum Meet-Up-Projekt Ukraine 2015, zu untersuchen, wie sich diese ethnischen Säuberungen, Zwangsmigrationen sowie die Vertreibung lokaler Gemeinschaften innerhalb dieser Regionen in verschiedenen Erinnerungsformen widerspiegeln. Als wesentliche ErinnerungsträgerInnen wurden dabei bereits vor dem Beginn der Exkursion Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, LokalhistorikerInnen sowie weitere Einheimische ausgesucht, deren Erzählungen mithilfe von Audio-, Foto- und Videoaufnahmen fixiert wurden. Die InterviewpartnerInnen wurden von den Dozentinnen und Dozenten der beteiligten Universitäten sowie einigen Kontaktpersonen innerhalb der einzelnen Orte vermittelt.

 

Teilnehmende an dem Meet-Up-Projekt Ukraine 2016 waren sechs Geschichtsstudierende der Ukrainisch-Katholischen-Universität Lwiw, sechs Studentinnen der Nationalen Jurij-Fedkowytsch-Universität Czernowitz (Fakultät für Fremdsprachen mit dem Schwerpunkt deutsch-ukrainische Übersetzung und Fakultät für Geschichtswissenschaften), zwölf Geschichtsstudierende der Ruhr-Universität Bochum sowie Dr. Olena Petrenko (RUB), Dr. Andrzej Michalczyk (RUB), Dr. Volodymyr Sklokin (UCU), Dr. Sergij Lukanyuk (UCz). Finanziell wurde das Meet-Up-Projekt Ukraine 2016 von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft gefördert.

Czernowitz

Zur methodischen und inhaltlichen Vorbereitung trafen sich alle Teilnehmende an mehreren Blocktagen Ende September in den jeweiligen Teilgruppen an ihren jeweiligen Instituten (Informationen zur Oral-History-Methode finden Sie unter Interviews). Der erste Teil der Exkursion fand zwischen dem 27.09. und dem 04.10.2016 statt. Zwischen dem 27.09. und dem 30.09.2016 arbeiteten zunächst die Lwiwer und Bochumer Studierenden sowie Dozentinnen und Dozenten zusammen. Innerhalb dieser Zeitspanne forschte die Exkursionsgruppe in den galizischen Dörfern Muschylowytschi (Münchenthal), Halytschany (Burgthal) und in den wolhynischen Dörfern Kysylyn und Misotsch. In diesen Orten erläuterten zunächst einige Bochumer Studierende und Lokalhistoriker den historischen Kontext aller Orte. Anschließend führten die Lwiwer Studierenden mehrere Zeitzeugeninterviews und Interviews mit weiteren Einheimischen. Die Interviews wurden von den Lwiwer Studierenden simultan ins Englische übersetzt, sodass die Bochumer Studierenden unmittelbar an den Interviews teilhaben konnten. Neben der Durchführung und Aufnahme der Interviews besichtigte die Exkursionsgruppe zusätzlich mehrere Gedenkstätten, an denen Dozentinnen und Dozenten beider Universitäten wie auch einige Lokalhistoriker die jeweilige Gedenkstätte kurz näher erläuterten. Im Anschluss an solche Vorträge fanden immer wieder Diskussionen statt, in denen auf die jeweiligen Lokalhistorien und die Erinnerungskultur Bezug genommen wurde. Zwischen dem 30.09.2016 und dem 04.10.2016 arbeiteten die Bochumer Studierenden, die Czernowitzer Studierenden sowie die Dozentinnen und Dozenten beider Universitäten miteinander. Während dieses Zeitraumes forschten alle Beteiligten in den bukowinischen Orten Czernowitz, Mahala und Radautz. Wie auch zuvor erläuterten einige Bochumer Studierende und Einheimische den historischen Kontext der beiden Orte sowie der Region. Anschließend wurden erneut Zeitzeuginnen- und Zeitzeugeninterviews durchgeführt. In Mahala führte das Interview Olena Petrenko auf Russisch durch. Die Czernowitzer Studentinnen übersetzten simultan ins Deutsche, sodass die Bochumer Studierenden auch diesem Interview folgen konnten. Die Zeitzeugeninterviews in Czernowitz sowie in der rumänischen Stadt Radautz führten Bochumer Studierende auf Deutsch durch.

Gruppe ukrainischer und deutscher Studierender in Ternopil.

 

Der zweite Teil der Exkursion fand zwischen dem 31.10. und dem 05.11.2016 an der Ruhr-Universität Bochum statt. Bereits im Vorfeld bereiteten alle Beteiligte die kommende Arbeitsphase vor. Dazu gehörte insbesondere die Transkription und Übersetzung der aufgezeichneten Interviews ins Deutsche bzw. ins Ukrainische. Während der Arbeitsphase musste sich die gesamte Gruppe zunächst darauf verständigen, wie die einzelnen Videoaufnahmen der Interviews auf dieser Website präsentiert werden sollten und auf welchen Hauptthemen der Fokus der Präsentation liegen sollte. Nachdem sich die Gruppe auf eine einheitliche Vorgehensweise bei der Erarbeitung der Präsentation einigen konnte, fanden sich die Studierenden aller beteiligten Universitäten in mehreren Kleingruppen zusammen, um miteinander an der Umsetzung zu arbeiten. Die Vorgehensweise der einzelnen Gruppen soll im Folgenden kurz erläutert werden:

 

Auf der vorliegenden Website werden einzelne Videosequenzen der aufgenommenen Interviews präsentiert und analysiert. Die einzelnen Videosequenzen sind dabei den jeweiligen Untersuchungsorten in der Ukraine und Rumänien zugeordnet, die einzelne Unterpunkte auf dieser Website darstellen. Innerhalb dieser Unterpunkte wird zunächst der historische Hintergrund des jeweiligen Ortes sowie der jeweiligen Region gegeben. Anschließend werden einleitende Bemerkungen zu den Interviews gemacht und die einzelnen Untersuchungsschwerpunkte der einzelnen Gruppen vorgestellt. Hierbei wird der/die Interviewte kurz vorgestellt und die möglichen Besonderheiten des Interviews erläutert. Danach wird auf der Grundlage eines Analysekriterienkatalogs, der ebenfalls auf der Website zur Verfügung gestellt wird, eine Analyse der jeweiligen Sequenzen durchgeführt. Den Abschluss der einzelnen Analysen bildet eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse.

 

Hier geht es zur Beschreibung der Oral History Methode: 

 

Oral History Methode