Czernowitz

In Czernowitz haben wir Prof. Oleh Pantschuk (*1932), seines Zeichens Professor der Chemie und ehemaliger Direktor an der Nationalen Jurij-Fedkowytsch-Universität Czernowitz und Enkelsohn der ukrainischen Schriftstellerin Olha Kobyljanska, interviewt. Die Gesprächsthemen reichten von seinem Werdegang, über seine Erfahrungen mit und seine Erinnerungen an die rumänische und sowjetische Herrschaft in der Bukowina, bis hin zur Zeit der Perestroika und seinem politischen und gesellschaftlichen Engagement für die ukrainische Unabhängigkeit in der Gesellschaft für ukrainische Sprache und als regionales Vorstandsmitglied der Narodni Ruch.

Prof. Pantschuk schildert Stationen seines Lebens.

Eingang zur Universität Czernowitz - Ort der Tätigkeit von Prof. Pantschuk .
Eingang zur Universität Czernowitz - Ort der Tätigkeit von Prof. Pantschuk .

 So äußerte er sich kritisch zur Sowjetisierungspolitik in der Bukowina ab 1940, welche ein wesentlich repressiveres Regime etabliert hätte, als zuvor noch Rumänien. Allgemein schien er die Zeit der rumänischen Herrschaft in positiverer Erinnerung zu haben, als die sowjetische, wenngleich er auch über negative Kriegserfahrungen berichtete.

Die sowjetische Zeit hingegen brachte er vor allem mit Deportationen, Mangelwirtschaft, dem erzwungenen ideologischen Konformismus sowie der sowjetischen Sprachpolitik in Verbindung.

Auffällig wurde diese Perspektive vor allem, als er bei der Frage nach der rumänischen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg zwar von den KZ-Erfahrungen eines Freundes berichtete, aber recht schnell wieder zur sowjetischen Zeit überging.

Zwar dürfte auch sein junges Alter während der rumänischen Zeit dafür gesorgt haben, dass er für deren Bewertung stark auf externe Narrative angewiesen ist, allerdings trug auch seine Familie sowie seine soziale Umgebung stark dazu bei, dass er ein national und antisowjetisch geprägtes Narrativ vertritt.